English Version
Jülley, jülley - so begrüßen sich die Ladakhi.
Es ist wie im Film - BBC oder National Geographic: Expedition im Himalaya.
Und wir mitten drin. Abenteuer-Camping in 4000m Höhe am Rande der letzten Siedlungen ...
Im letzten Jahr war Doris, eine Kletterpartnerin von mir, fast zwei Monate in Ladakh/Indien und war so begeistert, dass sie gleich wieder hin wollte. Kurzentschlossen haben wir uns wieder an GESAR-Travel gewendet.
GESAR-Travel ist ein Familienbetrieb: Daniela aus Lienz/Österreich, verheiratet mit Tashi aus Ladakh/Indien. Die beiden kennen sich aus in der Gegend und sind perfekt in der Organisation von individuellen Trekkingreisen.
Am 1. August standen wir also nun startklar in München am Flughafen. Gespannt, was uns erwarten würde.
Irmi hatte mich zum Flughafen gefahren und Check-in und Security waren schnell erledigt. Die Lufthansa-Maschine nach Delhi ist pünktlich.
In Delhi holt uns Stanzin von GESAR-Travel am International Airport ab und fährt uns zum nationalen Terminal. Wir haben viel Zeit. Der Flug nach Leh startet erst in der Früh um 5:30 Uhr.
Beim Anflug auf Leh grüßen uns die schneebedeckten Gipfel des Himalayas ...
Siring vom GESAR-Büro holt uns am Flughafen Leh ab und bringt uns zum Yartsa Guesthouse.
Am ersten Abend gab es Momo mit Gemüsereis, eine Art tibetische "Dim Sum".
Doris besucht gleich zu Beginn der Reise das Nonnenkloster, in dem sie letztes Jahr zwei Wochen den Klosterschülerinnen Englisch- und Matheunterricht gegeben hatte.
Das gab mir die Gelegenheit, mir Leh näher anzusehen ...
Die Dauerbaustelle in der Hauptstrasse zur "Leh Beautification" gab es auch schon im letzten Jahr.
In der "Upper Tukcha Road" befindet sich das Büro von GESAR-Travel.
Über den Häusern der Stadt tront der "Leh Palace", die historische Residenz der Herrscher von Leh, traditionell mit Lehmziegeln errichtet. Eine Bergspitze weiter wohnen Mönche in Ihrer Klause.
Mit dunklen Wolken kündigt sich am Nachmittag eine Regen- und Gewitterfront an, die in der Nacht nicht nur die Strassen von Leh unter Wasser gesetzt hat, sondern auch Trigsit, unseren Wirt in aller Hergottsfrühe veranlasst hat, Wellbleche scheppernd auf die undichte Lehmdecke des Aufenthaltsraumes unter meinem Zimmer zu schlichten.
Zur Akklimatisation starten wir mit einer Tagestour in der Nähe von Leh. Um 8.00 Uhr hat uns unser Bergführer Rigzin mit dem Minibus im Guesthouse abgeholt. Immerhin ging's bei dieser Eingehtour schon bis auf 4065m.
Am 6.8. ging's dann los mit dem Auto Richtung Zanskargebirge. Rigsin, unser Bergführer und die Küchenmannschaft Gonbo und Tinles haben uns mit dem PickUp am Guesthouse abgeholt. Sack und Pack und vor allem die Verpflegung fuer 14 Tage Trekkingtour war auf der Ladefläche und dem Dach verzurrt.
Entlang des Indus ging es nach Westen. Braune Wassermassen strömten flussabwärts.
Kaum waren wir von der Hauptstrasse NH1 abgebogen in Richtung Wan-La, wurde es abenteuerlich. An vielen Stellen waren Geröll und Splitt vom Regen auf die Strasse gespült. Nach ein paar Kilometern ergoss sich ein Wildbach quer über die Strasse und es ging nur noch zu Fuß weiter. Rigzin unser Bergführer organisierte tatkräftige Unterstützung für den Transport des Gepäcks auf die andere Seite der verschütteten Straße. Derweil wurden wir auf einen Kaffee auf der Campingwiese eingeladen.
Das Gepäck wurde in ein Fahrzeug auf der anderen Seite des Baches geladen. Aber auch dort ging es nur kurz weiter bis die Straße über eine längere Strecke meterhoch verschüttet war. Einzige Möglichkeit: zu Fuß weiter bis zu einem Campingplatz am Fluss.
Auf der Straße arbeitete ein Bagger, aber selbst mit diesem schweren Räumgerät bräuchte es Tage, bis die Straße wieder frei wäre!
Für die Weiterfahrt am nächsten Morgen hat Rigzin ein Fahrzeug organisiert (in dem eingeschlossenenTeilstück gab es immerhin ZWEI Autos!). Im Laufe der Fahrt wurden noch ein paar Anhalter mitgenommen, so dass bald auf der Ladefläche neben unserem Gepäck und Baumaterial noch weitere 5 Mitfahrer saßen. Durch eine enge Schlucht und über den Sirsir-La-Pass (4800m) ging es weiter nach Photoksar vor der beeindruckenden Bergkulisse.
Bei den Schotterpisten ist es kein Wunder, dass die Reifen leiden ... bei vollbeladenem Fahrzeug wurde ein Reifenwechsel nötig. Das half uns aber auch nur noch ein paar Kilometer weiter. Dort hat ein Gebirgsfluss die Straße weggespült. Weiterfahrt wäre selbst mit Allrad unmöglich.
Also: Gepäck abladen und das Camp am Ende der Straße aufschlagen. Der Wagen fährt ohne uns zurück. Leichter Nieselregen begrüßt uns.
<- Photoksar mit Getreidefeldern am Hang des beeindruckenden Bergmassivs.
Am nächsten Morgen überwiegt wieder Blau am Himmel. Wir wurden mit Gebimmel geweckt. Über Nacht ist der Horseman mit den Ponys gekommen.
Nach dem Frühstück wird alles zusammengepackt und auf die Ponys geladen. Unser erster Trek zum Pass beginnt ...
Oben am Singe-La-Pass geht's zu wie zur Rushhour am Stachus. Von beiden Seiten trifft man sich an der Passhöhe - Belgier, Franzosen, Schwaben ...
Unsere Ponys lassen auch nicht lange auf sich warten. Die sind für die Höhenluft echt gut trainiert.
Auf der anderen Seite geht es dann über die Schotterhänge wieder talwärts. Die Getreidefelder und der Ort Skyumpata im Tal sind bereits von oben zu sehen.
Im Ort ist ein Festzelt aufgebaut und alle haben sich herausgeputzt, weil sie die belgische Gruppe erwarten.
Am Hang oberhalb vom Ort schlagen wir unser Lager auf.
Am 9.8. geht der Trek von Skyumpata über den Murgum-La-Pass (4381m) nach Lingshed (3950m). Dort besuchen wir unseren Mitfahrer Lama Seppelt im Kloster. An der Wand hängt ein Poster von einem Diavortrag vom Bergsteiger Dieter Glogowski. Spontan werden wir zum Mittagessen und einer buddhistischen Zeremonie eingeladen.
Unsere Zelte wurden direkt beim Elternhaus von unserem Koch Gonbo aufgeschlagen. Zwei Schwestern von Gonbo haben Doris gleich in Beschlag genommen ...
Die ersten zwei Tage Trekking hatten wir hinter uns - zwei weitere Wochen würden wir auf Wanderschaft sein durch dieses unwirtliche, zerklüftete Land. Ortschaften mit gerade mal einem Dutzend Einwohnern, erreichbar nur zu Fuß über 5000m hohe Pässe.
Bei den Yak-Hirten konnten wir zusehen, wie in mühevoller Handarbeit Butter hergestellt wird.
Einige Flussdurchquerungen standen noch an und wir haben alle gehofft, dass der Wasserstand sinkt, dass wir auch durchkommen.
Am Kanji-La-Pass (ca. 5300m) hing eine riesige Schneewächte, die wir gerade so umgehen konnten. Und an unserem höchsten Ziel, dem Tsomothang mit 6064m, lag noch so viel Schnee, dass wir dem Rat unseres Bergführers gefolgt sind, lieber auf den "unnamed Peak" gegenüber mit knapp 6000m zu steigen.
In Kanji haben uns die Kinder vom Ort auf dem Campingplatz besucht und am Morgen drauf durften wir noch bei einer buddhistischen Zeremonie dabeisein.
Ein Kleinbus hat uns dann nach Leh gefahren.
Am 25. August sind wir pünktlich um 5:30 Uhr wieder in München gelandet