Rapa Nui

Es war wie im Traum ... wir flogen zur Osterinsel.
Jeder von uns hatte schon viel über dieses Eiland im Pacific gelesen, fantastische Bilder gesehen mit riesigen Steinfiguren oder hatte über das Abenteuer von Thor Heyerdahl, der mit dem Papyrusboot den Ozean überquert hatte, gehört.



Bereits ein Jahr zuvor hatte Alejo für uns die Flüge reserviert. Alejo kennt sich damit aus; er ist eingeborener Insulaner und ... Mitglied in unserem Tauchverein. Er wohnt seit vielen Jahren in Deutschland und besucht alle paar Jahre seine Familie auf Rapa Nui. Was lag da näher, als daß wir ihm auf den Pelz gerückt sind, er solle doch mal was organisieren ...

Und jetzt war es so weit: zu zehn Tauchsportfreunden machten wir uns von München aus auf den Weg. Das Gepäck war gepackt und Atemregler, Tauchutensilien, Fotoapparate und Tauchlampen nach Vorschrift verstaut. In Madrid sind wir auf den Interkontinentalflieger nach Chile umgestiegen.



14 Stunden bis zum Landeanflug auf Santiago de Chile. Dort hatten wir einen halben Tag Aufenthalt. Alejo, der bereits eine Woche vorher geflogen war, hatte für uns einen Besuch in einem Gartenlokal organisiert.
Die ersten Pisco Sour wurden kredenzt ...



Und nochmal knapp 5 Stunden bis zur Osterinsel ...
Am 4. Februar 2007 betraten wir gegen 22:30 Uhr Ortszeit (-6 Std. gegenüber München) das abgelegene Eiland.



Einquartiert waren wir im Backpackerhotel von Anna, Alejos Schwester, in Hangaroa, dem Hauptort der Insel.

Am nächsten Tag stand als erstes der Check-in in der Tauchbasis auf dem Programm. Ein altes Foto von Jaques Cousteau zusammen mit dem Bruder des Basisleiters hing an der Wand. Ansonsten war die Orka-Tauchbasis auf dem neuesten Stand der Technik. Wir waren hier zwar am Ende der Welt, aber bestimmt nicht hinter dem Mond! Für die nächsten Tage wurden die Tauchtermine vereinbart und wir machten uns auf zu einem ersten Inselrundgang.



Die ersten Moais haben uns bereits am kleinen Hafen vor der Tauchbasis begrüßt und nur wenig weiter am Ortsrand von Hangaroa erstreckt sich eine große Wiesenfläche mit mehreren Ahus, so heißen die steinernen Plattformen mit den monumentalen Steinstatuen.



Im Laufe unseres Aufenthalts auf der Insel haben wir noch viele Moais gesehen. Z.B. die Moais inmitten von Palmen am Badestrand von Anakena, oder die imposanten 15 Moais von Tongariki ...



Die meisten Moais waren umgestürzt, als Europäer ehedem auf die Insel kamen. Die heute zu besichtigenden Moais sind i.d.R. im 20. Jahrhundert wieder aufgerichtet worden.

Natürlich haben wir auch den Steinbruch am erloschen Krater Rano Raraku erkundet, an dem die Moais ehedem aus dem Vulkangestein gehauen wurden. Niemand weiß genau, welche Ereignisse dazu geführt haben, daß die Inselbewohner den Kult um die riesigen Monumentalfiguren aufgaben. Vermutlich führten Überbevölkerung, Stammesfeden oder Kriege zum Ende dieser einzigartigen Kultur. Leider gibt es praktisch keine Aufzeichnungen darüber und die wenigen schriftlichen Zeugnisse konnten bisher nicht eindeutig entziffert werden.

Hoch oben am Kraterrand des Rano Kao liegt der Nationalpark mit der Kultstätte Orongo. Dort findet man etliche in Stein geritzte bildliche Darstellungen, sog. Petroglyphen, mit Motiven des Vogelmannkults. Von den restaurierten Steinhäusern bietet sich ein malerischer Blick hinunter zur Vogelinsel (Moto Nui), die im Film "Rapa Nui" von Kevin Costner über die Geschichte der Ureinwohner der Insel eine nicht unwichtige Rolle spielt.



Als "Rapa Nui" von Kevin Costner gedreht wurde, ist auch ein Moai vor dem Hafen auf Grund gegangen ...
Und die Vogelinsel haben wir uns dann auch von unten angesehen.



Die Dünung des Pazifischen Ozeans schwappt auch noch auf 25m Tiefe heftig durch die Höhlen des Lavagesteins, die natürlich auch idealen Lebensraum für Schalentiere bieten ...



Getaucht wird von kleinen Landungsbooten aus, die die Fahrt durch die hohe Dünung und Brandung rings um die Insel ermöglichen.



Als Vulkaninsel besitzt Rapa Nui keinen natürlichen Hafen in dem große Schiffe anlegen könnten. Trotzdem ist die Osterinsel beliebtes Ziel von Keuzfahrtschiffen, die draußen auf Reede vor Anker gehen. Die Passagiere und alle Waren, die per Schiff zur Osterinsel kommen, müssen mit Landungsbooten in einen der kleinen Häfen angelandet werden.



Ein Nachmittagsausflug galt einigen der zahlreichen Lavahöhlen, die sich bei Entstehung der Insel gebildet hatten. Die glühende Lava ist zu Tal geflossen und hat leere Gänge bis zum Meer hinterlassen. Zum Teil ist es nicht einfach, die Ein- und Ausstiege im Gelände zu finden.



Kai Nene
... ist eine der Lebensweisheiten auf Rapa Nui und bedeutet "Lecker Essen". Dies haben wir uns durchaus zu Herzen genommen und haben uns auf das inseltypische Essen eingestellt: Cevice von fangfrischem rohem Thunfisch und dazu Pisco Sour mit frischgepressten Zitronen und Eischnee.



Und abends in der Disco neben dem Supermercado Kai Nene hat die Gruppe "Topa Tangi" die Stimmung mit traditionellen Rhythmen so richtig angeheizt ... bevor die weltweit neuesten fetzigen Discorhythmen durch den Saal dröhnen.
Wie schon gesagt ... am Ende der Welt, aber ganz und gar nicht hinter dem Mond!



Am Samstag abend wurde uns eine ganz besondere Ehre zuteil: wir waren eingeladen zur Hochzeit von Alejos Schwester Anna und ihrem Lebensgefährten. Auf dem Rücken der Pferde ging's mit dem Bräutigam zur Kirche. Anschließend wurde ein rauschendes Fest auf dem Grundstück der Brautleute gefeiert.



Es gab einen triftigen Grund, weshalb wir gerade zu dieser Zeit nach Rapa Nui gekommen sind. Alljährlich findet im Februar das große Inselfest Tapati statt, bei dem zwei Canditatas um die Ehre buhlen, für das folgende Jahr Inselkönigin zu werden. Jede schaart ganze Heerscharen von Gefolgsleuten um sich, die bei den verschiedensten Wettkämpfen für "ihre" Candidata kämpfen: Schilfboot fahren, Wettschwimmen in der Brandung, Speerwerfen, Triathlon rund um den Kratersee ... und Sänger- und Tanzwettstreit abends auf der Freiluftbühne.



In einem sog. Umo am Fuße des Rano Raraku wurden mehrere Ochsen gegart. Nach Öffnen des Erdofens waren alle zum Festschmaus mit Rindfleisch und Süsskartoffeln eingeladen.




Das Fest gipfelte in dem großen Festumzug durch Hangaroa am letzten Samstag unseres Aufenthaltes. Bunt geschminkt und mit allerlei Federschmuck versuchte jede der Wettkampfparteien möglichst viele Komparsen in ihrem Umzug zu vereinen.



Die Inseltouristen wurden mit eingespannt, die großen hölzernen Moais auf Kufen durch die Straßen zu ziehen ... natürlich in inseltypischer Tracht!



Nach Ankunft auf dem Festgelände fand dort abends spät die Siegerehrung statt und die neue Inselkönigin wurde gekürt ... pardon, das ist natürlich Dieter unser Fotograf.



Sehenswert sind auf der Insel übrigens manche fahrbaren Untersätze. Und wie man sieht, gibt es auch VW-Busse dort ...





Am 19.02. war wieder Abflug nach Santiago de Chile.
Und da ist mir doch glatt einer der Insel-Geckos unter die Haut gegangen ... wollte unbedingt mit nach Europa!





© 21.01.08 Hubert, Dieter, Irmengard hb|db|in (at) mtsf.de